Zusammenfassung
Die Erfahrung hat gelehrt, daß Säuglinge in Anstalten, in denen sie öfters Infekten
der oberen Luftwege ausgesetzt sind, am besten gedeihen, wenn man sie auf einer antidyspeptischen,
besser gesagt, antibakteriellen Grundnahrung hält, d. h. einem Sauermilchpräparat
(Buttermilch, Diätmilch) und je nach dem Ernährungszustände Fettmehlzulagen macht
(z. B. Einbrennbuttermilch, Diätmilch mit 1% Butter, 1% Mehl, 5% Rohrzucker). Dieses
Vorgehen hat vor den gewöhnlichen Milchmischungen (œ oder ⅔ Milchschleim- bzw. Mehlabkochung
und Zuckerzusatz) und vor reinen Fettnahrungen den Vorteil, daß weniger häufig Durchfallerkrankungen
in Erscheniung treten und daß durch Fortlassen der Fett- und Kohlenhydratzulagen der
Uebergang auf die antibakterielle Heilnahrung ohne Umsetzen erreicht wird. Es handelt
sich eigentlich um eine Vereinigung der Sauermilchnahrung und der Fettnahrungen, die
besonders in den letzten Jahren empfohlen wurden. Die Umständlichkeit der Herstellung
fettangereicherter, natürlicher Sauermilchpräparate ließ es praktisch wichtig erscheinen,
eine sehr einfach, in jedem Haushalte herstellbare, künstliche Säurefettmilch zu erproben
und zu empfehlen, die ähnliche Vorteile aufweist, außerdem mit Rücksicht auf den geringeren
Eiweißbedarf des menschlichen Säuglings eiweißärmer ist. Die angegebene Nahrung ist
ein œ Milchwassergemisch mit Zusatz von 2,5% Butter, 1,5% Mehl, 5% Rohrzucker und
0,25% Milchsäure. Sie hat sich als brauchbare Anstaltsnahrung erwiesen. Es zeigte
sich dabei eine relativ geringe Neigung zu akuten Ernährungsstörungen gelegentlich
Infektion, besonders der oberen Luftwege, und verhältnismäßig gute Kohlenhydrat- und
Fettoleranz bei chronisch ernährungsgestörten Säuglingen. Auf Kontraindikationen wird
aufmerksam gemacht.